Der Mensch als Einheit

Interessant ist der Gedanke, dass im Yoga und Ayurveda der kranke Mensch behandelt wird, nicht die Krankheit. Das heißt, dass es keine Krankheit losgelöst vom individuellen Wesen des Menschen gibt, der mit einer Fülle und einem Reichtum an Erfahrungen, Eindrücken, Emotionen und Erwartungen im Leben steht. Und mit einer ganz eigenen, ihm mitgegebenen Konstitution.

Inzwischen vertrauen immer mehr Menschen auf die traditionellen Heilungssysteme und wenden sie ergänzend zur klassischen ärztlichen Behandlung an. Yoga als ein möglicher (ergänzender) Weg schult in besonderer Weise unser Körperbewusstsein und erreicht auf diesem Wege die Fähigkeit des Menschen zur Selbstregulierung, zur Selbstheilung.

In der modernen Yogatherapie werden klassische Yogatechniken auf spezielle Beschwerdebilder angewendet. Asanas (Körperstellungen), Atemübungen und angeleitete Meditationstechniken werden individuell und in Rücksprache mit dem Patienten ausgewählt, eingeübt und regelmäßig angepasst. Ziel ist es, mit dem Patienten gemeinsam ein für ihn stimmiges Übungskonzept zu entwickeln, das auf bewährten Methoden des Yoga basiert und in erster Linie die Selbstverantwortung des Menschen schätzt und stärkt.

Die Verbindung zum Körper soll auf harmonische Weise hergestellt werden, so dass die Selbstheilungskräfte ganz natürlich aktiviert werden und die Körperenergie wieder ins Fließen kommen kann. Jede Entstehung einer Krankheit ist genauso im ganzheitlichen Kontext - im "System Mensch" - zu betrachten wie die Symptome, die wir annehmen und deuten lernen können. Auch dieser Prozess ist ein wesentlicher Bestandteil der Yogatherapie und bedarf guter und fachkundiger Begleitung. Wenn es uns gelingt, die Symptome einer Krankheit als Hinweis auf ganzheitliche kleine und größere Korrekturen im Alltag zu deuten, können wir Schritt für Schritt zurückfinden zum eigentlichen Zustand allen Lebens: dem harmonischen, freudvollen und gesunden Da-Sein.

Yoga & Therapie

Yoga bedeutet "Vereinigung", "Integration". Therapie beschreibt den Prozess des Strebens nach Heilung. In der Yogatherapie schöpft der Therapeut aus der Quelle vielfältiger Übungen und Erkenntnisse des Yoga und des Ayurveda (=Wissen vom Leben), um eine Linderung von Schmerzen und anderen Krankheitssymptomen zu erzielen und gemeinsam mit dem Patienten den Weg zur Heilung zu gehen. In welchem Maße dies gelingt, ist und bleibt individuell. Die Erfahrung der Selbstwirksamkeit hat jedoch immer einen positiven Charakter und kann Heilung zumindest möglich machen. Wir nehmen an, dass der Körper des Menschen dessen äußere, grobstoffliche Hülle und der Spiegel aller tiefer liegenden Schichten ist. Gedanken, Emotionen und tiefgreifende Erfahrungen werden im physischen Körper gespeichert und wirken dort. Es reicht demnach nicht, Symptome ausschließlich auf der körperlichen Ebene anzuschauen und zu behandeln. Als Körper - Geist - Bewusstsein - Wesen verstehen wir den Menschen ganzheitlich und nehmen die Zeichen des physischen Körpers als Wegweiser zu einem umfassenden Eindruck. Praktische Übungen und gezielte Informationen sollen dem Patienten dazu verhelfen, nach und nach in seinen ursprünglichen Seins-Zustand zurückzufinden und zu spüren, dass Heilung vor allem von innen und aus dem eigenen Selbst heraus entstehen kann.

Ziele sind neben der Betrachtung konkreter physischer Merkmale:

  • die Aktivierung und Harmonisierung aller Körpersysteme (wie Hormon-, Atem-, Herz-Kreislauf- und Immunsystem)
  • Bewusstsein entwickeln über die Wirkung von Gedanken und Emotionen
  • Denk- und Handlungsmuster anschauen und ggf. neu ausrichten
  • Verständnis über psychosomatische Zusammenhänge erlangen
  • konkrete Techniken zur Stressbewältigung, Achtsamkeit im Alltag, Reinigung und Kräftigung des Körpers und zur Erhöhung der Lebensfreude einüben